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Game Producing

Organisationstalent; Analytisches, kaufmännisches Denken und Handeln; Verständnis für Komplexität und Interdependenzen der Spieleentwicklung; Kommunikationstalent; Überzeugungs- und Durchsetzungsfähigkeit; Teambuilding und -führung sowie Begeisterungsfähigkeit; Belastbarkeit.

Typische Aufgaben

Game Producerinnen und Producer betreuen den Spieleentwicklungsprozess vom Konzept bis zur Fertigstellung. Sie behalten den Überblick über Zeit, Budget und Qualität. Sie organisieren und koordinieren alle Beteiligten und sorgen so dafür, dass die einzelnen Teams besser arbeiten können.
In großen Unternehmen gibt es außerdem spezialisierte Rollen für Teilbereiche der Spieleentwicklung, wie z.B. Art oder Creative Producer, die jeweils spezifische Kenntnisse in diesen Bereichen besitzen. Producerinnen und Producer haben dabei meistens schon viele Spieleprojekte gemacht und sich dann in den Bereich Projektmanagement vertieft.

Ausbildungsberufe & Studiengänge

u.a. Mediendesign, Game Production & Management, Medienkauffrau/-mann, Medienmanagement, Wirtschaftswissenschaften, Medienwissenschaften, Medieninformatik, Game Design
Interview

Dem Team den Rücken freihalten

Tobias Frisch / Game Producer - Studio Fizbin

Welche Ausbildung bzw. welches Studium hast du absolviert?

Mein Ausbildungsweg klingt recht weit weg vom Bereich Games. Ich habe ganz klassisch BWL (Bachelor) studiert und direkt hinterher einen Master in Dienstleistungsmarketing gemacht. Ich kenne alle Klischees zu diesem Studium, aber mich hat tatsächlich ehrlich interessiert, wie so ein Unternehmen in sich funktioniert und was "der Markt" damit zu tun hat. Mich hat es irgendwie genervt, wenn in den Nachrichten Berichte von und über Unternehmen oder deren Entwicklung am Markt kamen und ich einfach wissen wollte, was das bedeutet. Ich wollte dann ursprünglich in den Event-Bereich oder Tourismus-Bereich, habe aber gemerkt, dass mir das Steuern im Hintergrund und das Vorbereiten der "Spielfläche" für ein Team mehr taugt. Da ich zudem seit dem ersten Gameboy samt „Tetris“ so gut wie alles und immer in der Freizeit gezockt habe, habe ich dann noch einen Weg gesucht, das zu verbinden.

Wie bist du zur Games-Branche gekommen bzw. wie ist dir der Einstieg gelungen?

Wie diese Verbindung aussieht, wusste ich zunächst nicht. Aber für die Masterarbeit habe ich zumindest schon in der Gamesbranche nach Unternehmen gesucht: ganz normal via Google-Suche, durch Listen von Unternehmen und Dutzende von E-Mails mit Bewerbungen. Und so kam ich dann zu Ravensburger Digital nach München. Das war sehr cool und als die Zeit dort zu Ende gehen musste, habe ich mich wieder per Online-Suche nach dem ersten richtigen Job als Producer oder Projektmanager gemacht. Nach ein paar Tagen poppte eine Anzeige von einem Studio Fizbin auf, eine/n Producer/in suchten. Ich habe mich beworben, hatte ein Gespräch, einen Test-Arbeitstag, noch ein zweites Gespräch und dann den Job. Mittlerweile habe ich am 01. März 2023 mein 10-jähriges Jubiläum bei Fizbin. Inzwischen bin ich als Executive Producer und Chief Financial Office (CFO) zuständig für die gesamte Studioplanung, die Organisation und vor allem die Finanzen.

Was sind deine Aufgaben als Producer?

Letztendlich sehe ich die Rolle als strukturierter und organisierter Dienstleister fürs restliche Entwicklungs-Team. Man hält dem Team den Rücken frei und versucht einen Überblick zu schaffen, dass jede*r weiß, was wann zu tun ist. Im Idealfall betreut und überwacht man dazu noch die Projekt-Roadmap und bastelt an Aufgabenvorsprung, so dass man zumindest grob weiß, was in den nächsten Monaten und ggf. Jahren ansteht. Neben den eigentlichen Spiele-Features und Assets gilt es dabei auch, Milestones im Blick zu halten. Man entwickelt Prozesse und Rituale oder passt diese an, um gemeinsam mit und für das Team die Arbeiten zu planen, den aktuellen Zustand zu überprüfen und ggf. bei Problemen zu vermitteln oder auch hier, z. B. nach Prioritäten zu strukturieren. Zuletzt ist deshalb eine weitere, sehr wichtige Aufgabe die Kommunikation mit allen im Team.

Was reizt dich an deinem Job ganz besonders?

Wenn ich sehe oder spüre, dass die Entwicklung brummt. Es gibt immer irgendwo etwas zu verbessern. Aber wenn zumindest der Großteil vorbereitet ist, alle im Team grundlegend wissen, was zu tun ist und man jeden Tag und jede Woche den Fortschritt erleben kann, dann weiß ich, dass die Spielfläche dafür grundsätzlich gut bereitet ist. Über Prozesse und deren Anpassung nachzudenken, wie kann etwas klarer, schneller, flüssiger gestaltet sein, so dass das Team noch besser arbeiten kann das ist spannend. Das andere ist, dass ich selten weiß, wie mein Tag aussieht. Es entstehen täglich neue Themen und Aufgaben. Diese Dynamik kann aber natürlich auch enorm anstrengend sein. Sehr selten kann ich abends noch genau rekapitulieren, was ich getan habe, da ich selten eine klassische To-Do-Liste verwenden kann. Aber wenn es dann mal ruhiger ist, ist es fast wieder langweilig. Am Ende ist es genau diese Mischung.

Welche Voraussetzungen sollten Einsteigerinnen und Einsteiger für den Beruf der Game Producerin beziehungsweise des Game Producers mitbringen?

Man muss definitiv keine wirtschaftliche Ausbildung haben, sie hilft aber beim Grundverständnis, zumindest, wenn man auch mit Studio- oder Unternehmensthemen zu tun hat oder haben will. Ich habe zudem im Studium vor allem gelernt, strukturiert zu denken, strukturiert vorzugehen und zu priorisieren. Auch wenn ich das selbst nicht immer sehe. Eine grundsätzliche Fähigkeit und vor allem Motivation, sich mit komplexen, meist verketteten Themen und Aufgaben zu beschäftigen, auch wenn sie teils mal eher trocken sind, ist wichtig. Dazu muss man viel kommunizieren und beständig ein offenes Ohr haben. Wenn man eher für sich in Ruhe fokussiert arbeiten will, ist der Job nichts. Man sollte ein Gespür für Abläufe haben und darauf achten, ob und wo etwas nicht rund läuft. Man darf nicht stillstehen wollen.